Montag, 3. Dezember 2012

Hundstage


Als ich vor zwei Wochen früh am einem kalten Novembermorgen auf der Phulbari Strasse gleich hier um die Ecke langlief, kam mir ein Babyhündchen engegengelaufen. Als ich die Anwohner fragte, wohin das Hundchen denn gehöre, meinten die, eine Frau hätte es gerade auf der Strasse ausgesetzt. Bei dem Wetter kann so ein kleines Hundchen aber nicht überleben, dashalb habe ich ihn mir geschnappt und mit nach Hause genommen.

Am Anfang war alles in Ordnung, aber recht schnell fing er an, nicht mehr essen zu wollen, sich zu erbrechen und furchtbar Durchfall zu haben. Der Veterinär in Boudha sah sich damit überfordert und schickte uns in die Stadt zum Veterinary Hospital, wo man uns sagte, er habe Caninen Parvovirus (auch katzenseuche genannt) und geringe Überlebenschancen. Er bekam dann einen permanenten Venenzugang gelegt, über den er nun täglich Flüssigkeit und massenhaft Medikamente bekommen sollte. Er war völlig schwach, lethargisch und schied nur blutige Flüssigkeit aus.

Am nächsten Tag versuchte ich dann, ihm die Medis durch den Venenzugang zu verabreichen, aber es funktionierte nicht. Also wieder zum Arzt hier in Boudha. Der war wieder überfordert und wusste nicht was er tun sollte und versuchte krampfhaft Venen zu erstochern, was nicht gelang. Also wieder in die Stadt (immerhin eine Fahrt von je 45 Minuten) und nun erklärte mir der Arzt, wie ich das nun selber machen könnte. Tashi hat dann bis heute morgen jeden Tag dreimal Flüssigkeit und Medikamente bekommen, der Zugang war allerdings so klein, dass ich diese nicht per Tropf eingeben konnte, sondern immer mit etwas Kraft in die Vene hineindrücken musste, was ziemlich viel Aufwand, Zeit und Verantwortung ist, da natürlich keine Luftblase dabei sein darf.
Hier hat das einzige Mal noch der Tropf funktioniert...


Und dabei war ich selber ziemlich krank, dies Fotos zeigt uns zwei nach einer Nacht, in der Tashi überall auf den Teppich in meinem Zimmer gekotzt hat, und ich mich ebenfalls die Nacht über übergeben habe, allerdings nicht auf den Teppich ;-)
Essen und trinken durfte er 5 Tage lang überhaupt nichts, und dementsprechend ausgehungert und völlig abgemagert ist er nun.
Hier sucht er gerade bei seiner leerren Essensschüssel nach was essbaren :-( Siehe auch den dünnen Bauch...

Aber er ist über den Berg, frisst jetzt fleißig, will spielen und ist überhaupt einfach ein intelligentes süßes und lustiges Schätzchen. Er hat überlebt trotz 80-90% Todesrate!
So sind prinzipiell meine letzten zwei Wochen verlaufen, dazu hatten wir noch sehr inteniv Belehrung von Chökyi Nyima Rinpoche und Pakchock Rinpoche.



Außerdem habe ich direkt ein Herrchen für den Kleinen gefunden, so dass er in wirklich gute Hände kommt und ein glückliches Leben verbringen kann. Ich bin sehr froh, dass der Kleine nun gesund ist und ich auch so langsam wieder zu Kräften komme.






Ich bin wieder gesund und kann in ein paar Tagen zu meinen neuen amerikanischen Papa!

Zu Weihnachten bin ich in Deutschland, somit ist das vermutlich der letzte Blog dieses Jahr! Ich wünsche Euch allen ganz frohe Weihnachten und einen guten Rutsch und bis nächstes Jahr!
Sina

Donnerstag, 15. November 2012

Feiertag, eine Ausstellung...und wieder ein paar Hundchen...

Zurzeit wird hier in Nepal Tikha gefeiert, ein weiteres Fest, dass uns weniger Loadshedding (abgestellten Strom) und damit mehr Lärm beschert, vor allem, wenn große Boxen neben unserem Haus aufgebaut werden und bis 11 abends laut Musik gemacht und getanzt wird (Dabei muss man bedenken, dass man hier recht früh schlafen geht - normalerweise!).
 


Gestern und heute waren wir dann bei der Buddhism und Wissenschafts-Ausstellung in der Shechen Gonpa und haben zwei Vorträge von Matthieu Ricard gesehen. Er ist wirklich sehr witzig, bodenständig und einfach sehr erfrischend!



Auf dem Gelände des Klosters hoppelten süße kleine Hundchen rum, die ich mir natürlich alle gleich mal geschnappt habe, man waren die putzig, weich, rund und flauschig und sind doch gleich auf meinem Schoß eingepennt...


Selbst die Mönche sind ganz begeistert von den kleinen Fellknäueln. Ich habe wirklich noch nie so süße Hundchen gesehen!
 Beim Kloster haben wir uns dann noch die Ausstellung angesehen, und es gab auch einen Raum mit kleinen Wissenschaftsexperimenten.
 Katze, Frosch und Buddha...
 Buntes Boudha...

Und das Haus in dem ich lebe...
So, dass wars schon, ansonsten geht das Leben hier seinen gewohnten Gang...
Alles Liebe,
Sina

Samstag, 27. Oktober 2012

Schneeberge, eine Hochzeit, ein Segen und ein Hund

In Kathmandu hat der Herbst begonnen und es kann schon recht kühl werden gegen Abend und am Morgen. DIe Luftfeuchtigkeit ist innerhalb von einer Woche von 75 auf 40 % gefallen, und ich habe mich mit warmer Decke, Hausschuhen und Pulli und Jacke eindecken müssen. Man sieht nun übrigens manchmal die Schneeberge! Ganz toll, und ich schwöre, sie sind auf dem Foto! Ihr müsst nur genau schauen:

Die Woche ohne Uni ist nun schon fast wieder vorbei und ich habe brav jeden Tag privaten Tibetischunterricht bei Thubten...


und Urgyen....


gehabt. Thubten kommt aus Kham und so habe ich mich ein wenig an die Aussprache der Khampas gewöhnen können, wo die vier zum Beispiel nicht schi sondern je gesprochen wird.

Und dann habe ich viel Zeit am Stupa verbracht und meine Niederwerfungen auf den dort vorhandenen Prostrationsbrettern gemacht. Dabei hat man immer Touris vor der Nase, die neugierig die Betenden anschauen und natürlich auch fotografieren. An einem Tag sind vermutlich an die 15 Fotos von verschiedenen Toruis von mir gemacht worden...Dabei fällt es mir nicht leicht, die Konzentration und Visualisation aufrecht zu erhalten. Aber es ist einfach fantastisch an einem so besonderen Ort meditieren zu können. Der Stupa soll die Reliquien des vorherigen Buddha Kasyapa beherbergen und von einer Mutter und ihren Söhnen errichtet worden sein, die sich später als Padmasambhava, Shantaraksita und Trisong Detsen reinkarnierten (Dank an Birgit für die Info ;-)).

Gestern war die Hochzeit unseres Lehrers Phuntsok mit einer der auch an der Shedra arbeitenden Sprachpartnerinnen. Es war ziemlich lustig, die erste tibetische Hochzeit auf der ich war. Das Brautpaar erschien ca. 15.30, um 18 Uhr war ein Teil der Männer schon völlig besoffen, und um 19 Uhr ging das Gros der Menschen dann auch schon nach Hause. Nur noch die Hartegsottenen, darunter natürlich auch ein paar von uns Westlern ;-), blieben noch ein wenig länger und tanzten, quatschen und tranken. Penba war dann so nett mich nach Hause zu fahren auf seinem Motorrad, er ist übrigens unser Colloquial Tibetan Lehrer.
Mit Birgit und Inka

Außerdem hatten wir ganz kurzfristig erfahren, dass Taklung Tsetrul Rinpoche, das Oberhaupt der Nyingma Linie, in Boudha ist und haben kurz die Hochzeit verlassen, um uns seinen Segen zu holen.
Taklung Testrul Rinpoche
Ansosnten habe ich viel Zeit mit Gonpo verbracht, unserem Hundchen, dass auf der Dachterasse lebt und schon ordentlich gewachsen ist.

Wir zwei beim Lernen...





Landeanflug auf den Flughafen, der gleich 2 km von Boudha entfernt ist.
Alles übrigens Bilder von der Dachterasse unseres Hauses, auf der Gonpo lebt...




Das Brautpaar kommt an.



Die Eltern der Braut.
Das Brautpaar Phuntsok und Trinley Chödon



Das Brautpaar und die Familie der Braut, übrigens Manus ehemalige Gastfamilie!

Thubten, Penpa, Tenzin Namkha und andere beim Svon Changshey (Bierliedern ;-.))




Freitag, 12. Oktober 2012

Das Weltgrößte Thangka und ein Tag in meinem Leben...

Das größte Thangka der Welt!


Mit Birgit und Sonam:







 Unser Hundchen Gonpo!


Ein Tag im Leben von Sina...

Morgens, nachdem ich mich mit eiskaltem Wasser geduscht habe, oft im Dunkeln, da kein Strom vorhanden ist, mache ich mich zusammen mit meiner Mitbewohnerin auf den Weg zur Uni. Dabei kommen wir an Geschäften an der Phulbariroad vorbei, die gerade öffnen, die Strasse ist noch recht sauber, einige Tibeter kommens schon von der täglichen Khorarunde zurück...
Die Phulbari Road entlang...
Das Eingangstor zur Shedra:




In der Uni angekommen haben wir als erstes ein Teaching über die 37 Übungen eines Bodhisattva. Der Lehrer ist ein Lopon, ein tibetischer Mönch und lehrt komplett in Tibetisch über den Wurzeltext von Gyalse Thogme mit dem Kommentar von Chokyi Dragpa. Im Klassenzimmer selbst sind einige Vogelnester, was die ganze Angelegenheit manchmal recht laut macht, wenn die kleinen von ihren Eltern Futter bekommen. ;-)






Danach haben wir unsere Dolmetscherklasse, dabei sind wir zu viert, plus den Lopon, in diesem Fall eine Nonne, und den Instructor, einen von dreien hier auch ausgebildeten Übersetzern. Jeder von uns vieren hat 20 Minuten zum dolmetschen und wird dabei vom Lehrer korrigiert. Zurzeit dolmetschen wir die Belehrung zu Patrul Rinpoches Kommentar zum Bodhicaryavatara. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, aber dafür machen wir ja das Training und wenn wir einen Satz mal gar nicht verstehen, wird er uns im Detail vom Lehrer auseinandergenommen, so dass wir sowohl die Satzstruktur als auch alle Wörter verstehen.





Danach haben wir entweder Unterricht in der schnellen tibetischen Schreibschrift 'khyug oder Dharma-Konversation. Auf dem Bild seht ihr den Unterricht in 'khyug von unserem Lehrer Penba, bei dem wir vier Intermediate Students auch Colloquial Tibetan haben. In der Dharma Konversation haben wir jeder eins zu eins einen Sprachpartner, mit dem wir eine Stunde lang ausschließlich auf Tibetisch - die meisten Sprachpartner sprechen kein English - über Buddhismus, die Texte, die wir übersetzen, oder Gott (oder besser gesagt Buddha) und die Welt reden können, was wirklich sehr hilfreich ist. Dadurch lernt man viele unterschiedliche Akzente kennen und spricht einfach täglich viel Tibetisch!
Danach gibt’s erst mal Mittagessen. Das ist in für uns TTPler schon im Preis mit drin und ist ganz erträglich, zumindest wird man nicht krank, da es relativ sauber ist.
Am Nachmittag haben wir dann immer Colloquial Tibetan, drei Mal die Woche gehen wir mit unserem Lehrer Penba Lektionen aus verschiedenen Sprachbüchern durch (z.B. Lectures of Tibetan Religious Culture) oder wir machen Übungen, wie z.B. Debattieren über einen Text. Zwei Mal die Woche haben wir dann wieder Sprachpartner, mit denen wir die neuen Texte und grammatikalischen Strukturen üben können.






Danach haben wir dann Klassisch Tibetisch. Zurzeit übersetzen wir Das Mahamudra Wunschgebet des 3. Karmapa Rangjung Dorje. Mehrfach die Woche habe ich dann noch privaten Unterricht mit einigen Tibetern, um mein gesprochenes Tibetisch weiter zu trainieren, und wir haben noch Translation Methodology and Theory, wo wir über unsere Erfahrungen mit Dolmetschen sprechen und z.B. Notetaking üben oder Rollenspiele machen und uns mit bestimmten Problemen auseinandersetzen, die beim Dolmetschen auftauchen können, z.B. wie geht man damit um, wenn der Lehrer tibetische Worte direkt erklärt, die dem nicht tibetisch-sprechenden Publikum natürlich unklar sind, oder er eine Erklärung gibt und diese dann revidiert und einen anderen Weg der Erklärung einschlägt, ob man dies dann trotzdem übersetzen sollte usw. Ein weiterer Punkt wird auch eine Schulung in tibetischen Witzen und Schimpfwörtern sein, einige Lamas und Rinpoches benutzen diese nämlich, und auch dies sollten wir dann in der Lage sein zu dolmetschen!
Meist komme ich dann so um 5 oder 6 Uhr nach Hause, an diesem Tag war das besonders spannend, den ein Affe war in unser Haus eingebrochen und hatte die ganze Küche auseinandergenommen und sich durch die Vorräte gefuttert. Wurde dabei dann von der Hausbesitzerin überrascht und rächte sich mit einem beherzten Biss in ihr Bein! Sie brauchte dann erst mal einige Impfungen, denn die Affen hier sind die Überträger von Tollwut, und das Haus musste aufgeräumt werden, was der Lama, der zurzeit bei uns wohnt auf dem Foto gerade macht. Der Affe ist durch ein super kleines gebrochenes Fenster herein- und wiederherausgeklettert. 
 
So ein-zweimal die Woche esse ich abends bei der tibetischen Amala meiner Mitbewohnerin, die für uns kocht, da wir selbst dafür einfach keine Zeit haben. Danach lerne ich noch bis 9 Uhr und dann geht’s auch schon ab ins Bett!
Am nächsten Morgen bin ich übrigens in die Küche gegangen zum Frühstücken und der Affe kam mir entgegen! Ich war total geschockt, denn er ist ziemlich groß und dafür bekannt gewalttätig zu sein und wollte mich dann auch gleich angreifen. Ein Segen lag ein Besen neben mir und ich konnte ihn damit verscheuchen. Er ist wohl von seiner Herde verstoßen worden und schlägt sich nun hier in Boudha alleine durch und terrorisiert unser Haus und die Nebenhäuser.
So, das war ein Tag im Leben von mir, ich hoffe, es hat Euch genau so viel Spaß gemacht wie mir ;-)
Sina