Das größte Thangka der Welt!
Mit Birgit und Sonam:
Unser Hundchen Gonpo!
Ein Tag im Leben von Sina...
Morgens, nachdem ich mich mit eiskaltem Wasser geduscht habe, oft im Dunkeln, da kein Strom vorhanden ist, mache ich mich zusammen mit meiner Mitbewohnerin auf den Weg zur Uni. Dabei kommen wir an Geschäften an der Phulbariroad vorbei, die gerade öffnen, die Strasse ist noch recht sauber, einige Tibeter kommens schon von der täglichen Khorarunde zurück...
Die Phulbari Road entlang...
Das Eingangstor zur Shedra:
In der Uni angekommen haben wir als erstes ein
Teaching über die 37 Übungen eines Bodhisattva. Der Lehrer ist ein
Lopon, ein tibetischer Mönch und lehrt komplett in Tibetisch über den
Wurzeltext von Gyalse Thogme mit dem Kommentar von Chokyi Dragpa. Im
Klassenzimmer selbst sind einige Vogelnester, was die ganze Angelegenheit
manchmal recht laut macht, wenn die kleinen von ihren Eltern Futter bekommen. ;-)
Danach haben wir unsere Dolmetscherklasse,
dabei sind wir zu viert, plus den Lopon, in diesem Fall eine Nonne, und den
Instructor, einen von dreien hier auch ausgebildeten Übersetzern. Jeder von uns
vieren hat 20 Minuten zum dolmetschen und wird dabei vom Lehrer korrigiert.
Zurzeit dolmetschen wir die Belehrung zu Patrul Rinpoches Kommentar zum Bodhicaryavatara.
Das klappt mal mehr, mal weniger gut, aber dafür machen wir ja das Training und
wenn wir einen Satz mal gar nicht verstehen, wird er uns im Detail vom Lehrer
auseinandergenommen, so dass wir sowohl die Satzstruktur als auch alle Wörter
verstehen.
Danach haben wir entweder Unterricht in der
schnellen tibetischen Schreibschrift 'khyug oder Dharma-Konversation.
Auf dem Bild seht ihr den Unterricht in 'khyug von unserem Lehrer Penba, bei
dem wir vier Intermediate Students auch Colloquial Tibetan haben. In der Dharma
Konversation haben wir jeder eins zu eins einen Sprachpartner, mit dem wir eine
Stunde lang ausschließlich auf Tibetisch - die meisten Sprachpartner sprechen
kein English - über Buddhismus, die Texte, die wir übersetzen, oder Gott (oder
besser gesagt Buddha) und die Welt reden können, was wirklich sehr hilfreich
ist. Dadurch lernt man viele unterschiedliche Akzente kennen und spricht
einfach täglich viel Tibetisch!
Danach gibt’s erst mal Mittagessen. Das ist in
für uns TTPler schon im Preis mit drin und ist ganz erträglich, zumindest wird
man nicht krank, da es relativ sauber ist.
Am Nachmittag haben wir dann immer Colloquial Tibetan,
drei Mal die Woche gehen wir mit unserem Lehrer Penba Lektionen aus verschiedenen
Sprachbüchern durch (z.B. Lectures of Tibetan Religious Culture) oder wir
machen Übungen, wie z.B. Debattieren über einen Text. Zwei Mal die Woche haben
wir dann wieder Sprachpartner, mit denen wir die neuen Texte und
grammatikalischen Strukturen üben können.
Danach haben wir dann Klassisch Tibetisch.
Zurzeit übersetzen wir Das Mahamudra Wunschgebet des 3. Karmapa Rangjung Dorje.
Mehrfach die Woche habe ich dann noch privaten Unterricht mit einigen Tibetern,
um mein gesprochenes Tibetisch weiter zu trainieren, und wir haben noch
Translation Methodology and Theory, wo wir über unsere Erfahrungen mit
Dolmetschen sprechen und z.B. Notetaking üben oder Rollenspiele machen und uns mit
bestimmten Problemen auseinandersetzen, die beim Dolmetschen auftauchen können,
z.B. wie geht man damit um, wenn der Lehrer tibetische Worte direkt erklärt,
die dem nicht tibetisch-sprechenden Publikum natürlich unklar sind, oder er
eine Erklärung gibt und diese dann revidiert und einen anderen Weg der
Erklärung einschlägt, ob man dies dann trotzdem übersetzen sollte usw. Ein
weiterer Punkt wird auch eine Schulung in tibetischen Witzen und Schimpfwörtern
sein, einige Lamas und Rinpoches benutzen diese nämlich, und auch dies sollten
wir dann in der Lage sein zu dolmetschen!
Meist komme ich dann so um 5 oder 6 Uhr nach
Hause, an diesem Tag war das besonders spannend, den ein Affe war in unser Haus
eingebrochen und hatte die ganze Küche auseinandergenommen und sich durch die
Vorräte gefuttert. Wurde dabei dann von der Hausbesitzerin überrascht und
rächte sich mit einem beherzten Biss in ihr Bein! Sie brauchte dann erst mal
einige Impfungen, denn die Affen hier sind die Überträger von Tollwut, und das
Haus musste aufgeräumt werden, was der Lama, der zurzeit bei uns wohnt auf dem
Foto gerade macht. Der Affe ist durch ein super kleines gebrochenes Fenster
herein- und wiederherausgeklettert.
So ein-zweimal die Woche esse ich abends bei
der tibetischen Amala meiner Mitbewohnerin, die für uns kocht, da wir selbst
dafür einfach keine Zeit haben. Danach lerne ich noch bis 9 Uhr und dann geht’s
auch schon ab ins Bett!
Am nächsten Morgen bin ich übrigens in die
Küche gegangen zum Frühstücken und der Affe kam mir entgegen! Ich war total
geschockt, denn er ist ziemlich groß und dafür bekannt gewalttätig zu sein und
wollte mich dann auch gleich angreifen. Ein Segen lag ein Besen neben mir und
ich konnte ihn damit verscheuchen. Er ist wohl von seiner Herde verstoßen
worden und schlägt sich nun hier in Boudha alleine durch und terrorisiert unser
Haus und die Nebenhäuser.
So, das war ein Tag im Leben von mir, ich
hoffe, es hat Euch genau so viel Spaß gemacht wie mir ;-)
Sina