Freitag, 12. Oktober 2012

Das Weltgrößte Thangka und ein Tag in meinem Leben...

Das größte Thangka der Welt!


Mit Birgit und Sonam:







 Unser Hundchen Gonpo!


Ein Tag im Leben von Sina...

Morgens, nachdem ich mich mit eiskaltem Wasser geduscht habe, oft im Dunkeln, da kein Strom vorhanden ist, mache ich mich zusammen mit meiner Mitbewohnerin auf den Weg zur Uni. Dabei kommen wir an Geschäften an der Phulbariroad vorbei, die gerade öffnen, die Strasse ist noch recht sauber, einige Tibeter kommens schon von der täglichen Khorarunde zurück...
Die Phulbari Road entlang...
Das Eingangstor zur Shedra:




In der Uni angekommen haben wir als erstes ein Teaching über die 37 Übungen eines Bodhisattva. Der Lehrer ist ein Lopon, ein tibetischer Mönch und lehrt komplett in Tibetisch über den Wurzeltext von Gyalse Thogme mit dem Kommentar von Chokyi Dragpa. Im Klassenzimmer selbst sind einige Vogelnester, was die ganze Angelegenheit manchmal recht laut macht, wenn die kleinen von ihren Eltern Futter bekommen. ;-)






Danach haben wir unsere Dolmetscherklasse, dabei sind wir zu viert, plus den Lopon, in diesem Fall eine Nonne, und den Instructor, einen von dreien hier auch ausgebildeten Übersetzern. Jeder von uns vieren hat 20 Minuten zum dolmetschen und wird dabei vom Lehrer korrigiert. Zurzeit dolmetschen wir die Belehrung zu Patrul Rinpoches Kommentar zum Bodhicaryavatara. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, aber dafür machen wir ja das Training und wenn wir einen Satz mal gar nicht verstehen, wird er uns im Detail vom Lehrer auseinandergenommen, so dass wir sowohl die Satzstruktur als auch alle Wörter verstehen.





Danach haben wir entweder Unterricht in der schnellen tibetischen Schreibschrift 'khyug oder Dharma-Konversation. Auf dem Bild seht ihr den Unterricht in 'khyug von unserem Lehrer Penba, bei dem wir vier Intermediate Students auch Colloquial Tibetan haben. In der Dharma Konversation haben wir jeder eins zu eins einen Sprachpartner, mit dem wir eine Stunde lang ausschließlich auf Tibetisch - die meisten Sprachpartner sprechen kein English - über Buddhismus, die Texte, die wir übersetzen, oder Gott (oder besser gesagt Buddha) und die Welt reden können, was wirklich sehr hilfreich ist. Dadurch lernt man viele unterschiedliche Akzente kennen und spricht einfach täglich viel Tibetisch!
Danach gibt’s erst mal Mittagessen. Das ist in für uns TTPler schon im Preis mit drin und ist ganz erträglich, zumindest wird man nicht krank, da es relativ sauber ist.
Am Nachmittag haben wir dann immer Colloquial Tibetan, drei Mal die Woche gehen wir mit unserem Lehrer Penba Lektionen aus verschiedenen Sprachbüchern durch (z.B. Lectures of Tibetan Religious Culture) oder wir machen Übungen, wie z.B. Debattieren über einen Text. Zwei Mal die Woche haben wir dann wieder Sprachpartner, mit denen wir die neuen Texte und grammatikalischen Strukturen üben können.






Danach haben wir dann Klassisch Tibetisch. Zurzeit übersetzen wir Das Mahamudra Wunschgebet des 3. Karmapa Rangjung Dorje. Mehrfach die Woche habe ich dann noch privaten Unterricht mit einigen Tibetern, um mein gesprochenes Tibetisch weiter zu trainieren, und wir haben noch Translation Methodology and Theory, wo wir über unsere Erfahrungen mit Dolmetschen sprechen und z.B. Notetaking üben oder Rollenspiele machen und uns mit bestimmten Problemen auseinandersetzen, die beim Dolmetschen auftauchen können, z.B. wie geht man damit um, wenn der Lehrer tibetische Worte direkt erklärt, die dem nicht tibetisch-sprechenden Publikum natürlich unklar sind, oder er eine Erklärung gibt und diese dann revidiert und einen anderen Weg der Erklärung einschlägt, ob man dies dann trotzdem übersetzen sollte usw. Ein weiterer Punkt wird auch eine Schulung in tibetischen Witzen und Schimpfwörtern sein, einige Lamas und Rinpoches benutzen diese nämlich, und auch dies sollten wir dann in der Lage sein zu dolmetschen!
Meist komme ich dann so um 5 oder 6 Uhr nach Hause, an diesem Tag war das besonders spannend, den ein Affe war in unser Haus eingebrochen und hatte die ganze Küche auseinandergenommen und sich durch die Vorräte gefuttert. Wurde dabei dann von der Hausbesitzerin überrascht und rächte sich mit einem beherzten Biss in ihr Bein! Sie brauchte dann erst mal einige Impfungen, denn die Affen hier sind die Überträger von Tollwut, und das Haus musste aufgeräumt werden, was der Lama, der zurzeit bei uns wohnt auf dem Foto gerade macht. Der Affe ist durch ein super kleines gebrochenes Fenster herein- und wiederherausgeklettert. 
 
So ein-zweimal die Woche esse ich abends bei der tibetischen Amala meiner Mitbewohnerin, die für uns kocht, da wir selbst dafür einfach keine Zeit haben. Danach lerne ich noch bis 9 Uhr und dann geht’s auch schon ab ins Bett!
Am nächsten Morgen bin ich übrigens in die Küche gegangen zum Frühstücken und der Affe kam mir entgegen! Ich war total geschockt, denn er ist ziemlich groß und dafür bekannt gewalttätig zu sein und wollte mich dann auch gleich angreifen. Ein Segen lag ein Besen neben mir und ich konnte ihn damit verscheuchen. Er ist wohl von seiner Herde verstoßen worden und schlägt sich nun hier in Boudha alleine durch und terrorisiert unser Haus und die Nebenhäuser.
So, das war ein Tag im Leben von mir, ich hoffe, es hat Euch genau so viel Spaß gemacht wie mir ;-)
Sina




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